Am 08. und 09. Mai 2025 richtete Der Divan – Das Arabische Kulturhaus in Berlin ein Forum zur zeitgenössischen arabisch-islamischen Philosophie aus. Im Zentrum der Veranstaltung stand die kritische Auseinandersetzung mit der Entwicklung, den Strömungen und den Herausforderungen der arabischen Philosophie in der Moderne. Besonders beleuchtet wurde dabei das Spannungsverhältnis zwischen philosophischem Erbe, westlicher Moderne und gegenwärtigen soziopolitischen Realitäten in der arabischen Welt.
Die Veranstaltung gliederte sich in mehrere Vorträge und Diskussionsrunden, in denen die folgenden renommierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus dem In- und Ausland zentrale Themen der arabischen und islamischen Philosophie reflektierten:
Prof. Dr. Ulrich Rudolph (Universität Zürich) gilt als führender Forscher zur Philosophiegeschichte der klassischen Periode. Dr. Nils Riecken (Ruhr-Universität Bochum) und Dr. Mohammed Hashas (Luiss Universität, Rom) beschäftigen sich mit modernen arabischen Denktraditionen, kritischer Theorie und politischem Denken im Maghreb. Dr. Haider Saeed (Arab Center for Research and Policy Studies, Doha) analysierte in seinem Vortrag das Staatsverständnis zeitgenössischer arabischer Philosophen anhand von Mohammed Abed Al Jabri. Prof. Dr. Kata Moser (Universität Göttingen) und Jun.-Prof. Dr. Feriel Bouhafa (Universität Würzburg) beleuchteten Fragen von Religion, Moderne und Theologie, insbesondere bei Ibn Rushd. Dr. Sarhan Dhouib (Universität Hildesheim) widmet sich in seiner Forschung Themen wie Menschenrechten und interkultureller Philosophie.
Im Fokus standen zentrale Fragen der zeitgenössischen arabischen Philosophie, darunter das Verhältnis zur Moderne, die Konstruktion nationaler Identität, die Aufarbeitung der Kolonialgeschichte sowie die Auseinandersetzung mit der eigenen Philosophiegeschichte. Zudem wurde diskutiert, wie sich arabische Denktraditionen heute selbst verstehen und positionieren.
Ein weiterer Schwerpunkt lag auf dem Verhältnis zur westlichen Philosophie und konzentrierte sich auf die folgende Fragestellung: Ist der gegenwärtige arabische Diskurs geprägt von echtem Dialog oder eher von Übernahmen? In mehreren Vorträgen wurde dieses Spannungsfeld entlang konkreter Fallbeispiele diskutiert, insbesondere im Hinblick auf Themen wie Säkularismus, Religion und kritische Methodologie. Das gesamte Programm finden Sie unter diesem Link.
Das Forum zeichnete sich nicht nur durch fundierte theoretische Beiträge aus, sondern auch durch eine offene und respektvolle Atmosphäre. In Vorträgen, Diskussionen und persönlichen Gesprächen kam es zu einem lebendigen Austausch zwischen den Gelehrten und dem interessierten Publikum.
Das Divan Forum für arabische Philosophie der Gegenwart machte eindrucksvoll deutlich, dass die arabisch-islamische Philosophie auch heute eine wichtige Stimme im globalen Diskurs darstellt. Wichtig ist dafür, dass sie (wie auch jede andere Wissenschaft) ihre eigenen Voraussetzungen kritisch reflektiert und klar zwischen ideologischer Vereinnahmung und philosophischer Analyse unterscheidet. Die Veranstaltung leistete einen wichtigen Beitrag dazu, Brücken zwischen Tradition und Gegenwart sowie zwischen arabischem und westlichem Denken zu schlagen.