Geschichten – ob nun erzählt oder vorgelesen – haben schon immer Menschen begeistert und miteinander verbunden. Diese Faszination erleben wir schon als Kinder, und sie lässt im Erwachsenenalter nicht nach. Sie sind eine wunderbare Möglichkeit, einander zu begegnen und etwas über andere und ihre Kultur zu erfahren.
„Die Welt ist ein (Zehlen)Dorf“ – unter diesem Motto waren Autorinnen und Autoren aus dem Bezirk (und darüber hinaus) aufgerufen, ihre Beiträge für einen besonderen literarischen Abend einzureichen.
Am Dienstag, dem 10. Juni 2025 war es dann soweit. Der Saal war voll mit den Gästen, die gespannt darauf warteten, sich von den Künstler:innen in die Phantasiewelten ihrer Werke entführen zu lassen – und sie wurden nicht enttäuscht! Denn auf der Bühne entfaltete sich ein bunter Strauß aus ganz unterschiedlichen und vielstimmigen Texten, die immer wieder überraschten und aufs Neue begeisterten. Damit die Sprache den Kunstgenuss nicht behinderte, wurden kurze Einführungen auf arabisch und deutsch von Linda Haddad gegeben, die gemeinsam mit Ingo Behne durch den Abend führte.
Das Spektrum reichte von humorvollenAnekdoten und Betrachtungen über den etymologischen Ursprung des Namens „Zehlendorf“ bis hin zu einer sehr persönlichen „ungewollten Liebeserklärung“ an den Bezirk.
Natürliche durfte auch die Romantik nicht fehlen: welche Frau wünschte sich nicht eine „Unverhoffte Begegnung“ mit dem Zahnarzt ihres Herzens?
Und der „Wannsee“ eignet sich hervorragend, um bei einem Spaziergang philosophische Betrachtungen über „Wir“ und „Ihr“ anzustellen. Ebenso „Bemerkenswert“ waren die Beobachtungen, die man bzw. frau beim Warten auf einen begehrenswerten Menschen über Hunde anstellen kann. Ein Hund namens Rudi spielte auch eine zentrale Rolle in dem „Mini-Fortsetzungs-Roman“ über Sondos und Natalia, der über den Abend verteilt auf sein Happy End zusteuerte.
Das Thema Flucht und Migration wurde gleich in mehreren Texten behandelt: mit Sorge und Empörung über die politische Stimmungslage bei den Erinnerungen an eine Diskussion zur Adventszeit in der „Schützallee/ Ecke Riemeisterstraße“.
Auf ernste, mitunter auch tragische Weise wie in der Geschichte „Todesfahrt“, die vom Ende einer hoffnungsvollen Reise erzählte. Aber eben auch voller Optimismus und Freude über gelungene Annäherungen und Vereinigungen wie in „Herzensgüte“ und „Bunte Weihnachten“. „Der Klang des Sees“ wurde mit so viel Temperament und Begeisterung vorgetragen, dass auch diejenigen ihn hören und verstehen konnten, die des Arabischen nicht mächtig waren.
Und schließlich konnte das Publikum selbst noch einen „Brief an Hussam“ mitgestalten, indem es den lückenhaften Text mit eigenen Worten bereicherte. Am Ende waren sich alle einig: dieses gelungene, kreative Stelldichein verdient auf jeden Fall eine Fortsetzung! Der Dank des DIVAN geht an alle, die mit ihrer Phantasie und ihrem literarischen Talent diesen Abend zum Leuchten gebracht haben!
Wer ein neues Motto für die Ausschreibung des nächsten literarischen Abends vorschlagen möchte, kann dies gerne tun an theater@derdivan.org.